Der österreichische Arbeitsmarkt zeigt 2025 ein widersprüchliches Bild: Einerseits sinkt die Zahl der offenen Stellen spürbar, andererseits bleibt der Fachkräftemangel in technologiegetriebenen Branchen ein strukturelles Dauerthema. Wer die nackten Zahlen liest, könnte meinen, der Markt kühle ab. Tatsächlich aber verdecken konjunkturelle Effekte, dass IT-, Ingenieurs- und Green-Tech-Berufe weiterhin zu den Engpassberufen gehören.
Rückgang bei offenen Stellen laut Statistik Austria
Statistik Austria meldete im zweiten Quartal 2025 noch 147.900 offene Stellen, ein Minus von 15,3 Prozent im Jahresvergleich. Bereits im ersten Quartal war ein deutlicher Rückgang zu beobachten, die offene-Stellen-Quote liegt mittlerweile bei 3,4 Prozent. Besonders die Industrie und das produzierende Gewerbe sind von dieser Entwicklung betroffen. Auf den ersten Blick wirkt es so, als würde der Bedarf schrumpfen. Tatsächlich handelt es sich jedoch primär um eine konjunkturelle Abkühlung.
WKO-Arbeitskräfteradar: 176.000 Fachkräfte fehlen
Parallel dazu zeigt der Arbeitskräfteradar 2025 der Wirtschaftskammer, dass die Unternehmen weiter unter Engpässen leiden. Rund 176.000 Fachkräftestellen waren im Frühjahr unbesetzt, trotz eines Rückgangs gegenüber dem Vorjahr. Besonders auffällig: 78 Prozent der Betriebe gaben an, vom Fachkräftemangel betroffen zu sein, viele davon massiv. Während klassische Handwerksberufe am stärksten genannt wurden, bleibt auch die Nachfrage nach Techniker:innen und IT-Fachleuten hoch.
IT-Sektor: Weniger Inserate, dennoch strukturell unterversorgt
Im IT-Bereich sind die Inseratszahlen zwar leicht zurückgegangen, doch laut AMS und BMASGPK stehen den gemeldeten IT-Jobs weiterhin zu wenige qualifizierte Bewerber:innen gegenüber. Branchenexperten gehen von rund 20.000 offenen IT-Stellen im Monatsdurchschnitt aus. Besonders gesucht sind nach wie vor Softwareentwickler:innen, IT-Security-Spezialist:innen, Data Engineers und Cloud-Expert:innen. Hier verschiebt sich der Fokus zunehmend auf hochqualifizierte Rollen, während Routineaufgaben automatisiert werden.
Green Tech: Energiewende treibt Nachfrage an
Ungebrochen stark bleibt der Bedarf in der grünen Transformation. Schon in den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der offenen Stellen im Klimasektor vervielfacht, und die aktuellen Klimaziele lassen erwarten, dass diese Kurve weiter steigt. Besonders gefragt sind Elektrotechniker:innen, Photovoltaik- und Energietechniker:innen sowie Gebäudetechniker:innen. Ohne diese Berufe ist die Energiewende schlicht nicht umsetzbar.
Fazit: Weniger Inserate ≠ weniger Bedarf
Die Zahlen für 2025 zeigen klar: Die Zahl der offenen Stellen mag sinken, doch der strukturelle Fachkräftemangel in Technologieberufen bleibt bestehen. Kurzfristig bremsen konjunkturelle Faktoren das Inseratsvolumen, langfristig sind IT, Green Tech und Ingenieurwesen die Wachstumsmotoren des österreichischen Arbeitsmarkts. Für Unternehmen bedeutet das: Wer jetzt nicht in Ausbildung, Umschulung und internationale Rekrutierung investiert, wird beim nächsten Aufschwung wieder vor leeren Rekrutierungsmärkten stehen.