Nach zwei wirtschaftlich herausfordernden Jahren keimt in der österreichischen Technologiebranche wieder Hoffnung auf. Während das erste Halbjahr 2025 von anhaltender Unsicherheit geprägt war, mehren sich nun die Anzeichen, dass ein wirtschaftlicher Wendepunkt bevorsteht. Die Stimmung unter Unternehmerinnen, Investoren und politischen Entscheidungsträgern ist verhalten positiv. Besonders im technologiegetriebenen Bereich beginnt sich das Blatt zu wenden. Digitalisierung, künstliche Intelligenz, moderne Fertigungstechnologien und staatliche Innovationsförderung könnten dem Sektor im zweiten Halbjahr neuen Schwung verleihen.
Konjunkturelle Talsohle wohl erreicht
Laut aktuellen Prognosen der Oesterreichischen Nationalbank sowie des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO hat die österreichische Volkswirtschaft den Tiefpunkt ihrer langen Rezession inzwischen hinter sich gelassen. Für das Gesamtjahr 2025 erwarten die Institute zwar nur ein geringes Wachstum oder sogar eine leichte Stagnation. Doch die Entwicklungen in der zweiten Jahreshälfte lassen erstmals seit Langem auf eine nachhaltige Erholung hoffen. Sowohl Auftragseingänge in der Industrie als auch erste Signale am Arbeitsmarkt deuten auf eine beginnende Stabilisierung hin. Das Bild bleibt differenziert, aber der Trend zeigt in eine erfreuliche Richtung.
Technologiebranche profitiert von langfristigen Investitionen
Besonders die Informations- und Kommunikationstechnologien gehören zu den wenigen Bereichen, die bereits während der konjunkturellen Schwächephasen kontinuierlich gewachsen sind. Laut aktuellen Marktanalysen wird der österreichische ICT-Markt im Jahr 2025 ein Volumen von über 20 Milliarden US-Dollar erreichen. Die jährliche Wachstumsrate wird in den kommenden Jahren auf rund sechs Prozent geschätzt. Dabei zeigen sich klare Wachstumstreiber. Unternehmen investieren zunehmend in moderne Cloud-Infrastrukturen. Der Ausbau der 5G-Netze ermöglicht neue Anwendungen in Industrie, Logistik und Mobilität. Der Bedarf an Cybersicherheit wächst ebenso wie die Nachfrage nach datengetriebenen Plattformlösungen.
Vor allem kleine und mittlere Unternehmen nutzen diese Entwicklungen, um ihre Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln und neue Märkte zu erschließen. Damit wird der Mittelstand zu einer tragenden Säule des digitalen Fortschritts in Österreich. Das Zusammenspiel aus unternehmerischer Initiative und technologischer Entwicklung setzt wichtige Impulse für den gesamten Wirtschaftsstandort.
Förderpolitik unterstützt technologische Schwerpunkte
Ein weiterer Grund für die positive Erwartungshaltung liegt in der aktiven Technologie- und Innovationspolitik der Bundesregierung. Mit dem Fonds Zukunft Österreich wurden allein im Jahr 2025 rund 140 Millionen Euro an Fördermitteln für Projekte in zukunftsweisenden Bereichen bereitgestellt. Im Zentrum stehen Technologien wie künstliche Intelligenz, Photonik, digitale Gesundheitsanwendungen, Mikroelektronik und nachhaltige Produktion. Diese Investitionen sollen nicht nur kurzfristige Impulse geben, sondern auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Landes sichern.
Die Strategie ist klar ausgerichtet: Österreich soll als international relevanter Standort für Forschung, Entwicklung und Anwendung neuer Technologien positioniert werden. Neben finanzieller Unterstützung setzt die Politik dabei auch auf strukturelle Maßnahmen. Dazu zählen etwa gezielte Ausbildungsoffensiven im MINT-Bereich, der Ausbau digitaler Infrastruktur und die engere Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlicher Hand.
Rückenwind aus Europa
Zusätzliche Dynamik erhält die technologische Entwicklung durch Initiativen auf europäischer Ebene. Die EU-Kommission hat im Rahmen der Digitalen Dekade für das Jahr 2025 Investitionen in Höhe von über vier Milliarden Euro für digitale Infrastruktur und Anwendungen vorgesehen. Österreich profitiert hiervon in mehrfacher Hinsicht. Einerseits fließen konkrete Mittel in den Ausbau von Netzwerken, Rechenzentren und digitalen Verwaltungsdiensten. Andererseits erhalten Unternehmen Zugang zu transnationalen Innovationsprogrammen und Märkten. Diese europäische Perspektive verstärkt die Attraktivität des Standorts und schafft Sicherheit für längerfristige Projekte.
Schlüsseltechnologien aus Österreich mit internationaler Relevanz
Österreich hat in mehreren Hightech-Bereichen bereits heute eine Vorreiterrolle inne. Besonders die Photonik-Industrie, die auf Anwendungen mit Lasertechnologie und optischen Sensoren spezialisiert ist, gilt international als exzellent aufgestellt. Auch in der industriellen Automatisierung, in der intelligenten Mobilität und im Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz entstehen laufend neue Innovationen. Forschungseinrichtungen und Technologieunternehmen in Wien, Graz, Linz und Villach spielen hier eine entscheidende Rolle. Die starke Verankerung in regionalen Clustern ermöglicht es, neue Ideen rasch in marktfähige Produkte und Services zu überführen.
Zuversicht bei Unternehmen und Investoren
Die positive Grundstimmung spiegelt sich auch in den Erwartungen vieler Unternehmen wider. Während in den Jahren 2023 und 2024 zahlreiche Investitionsentscheidungen verschoben wurden, beobachten Expertinnen und Branchenverbände nun eine zunehmende Bereitschaft, neue Projekte anzugehen. Die Zinslast ist leicht rückläufig, Fördermittel sind verfügbar, und die Nachfrage nach digitalen Lösungen nimmt weiter zu. Besonders technologieaffine Branchen wie Maschinenbau, Logistik, Energieversorgung und Gesundheitswesen zeigen derzeit eine überdurchschnittlich hohe Innovationsbereitschaft.
Fazit: Der richtige Zeitpunkt für den Neustart
Das zweite Halbjahr 2025 markiert aus heutiger Sicht einen vielversprechenden Wendepunkt für die österreichische Technologiebranche. Die konjunkturelle Erholung, die konsequente Förderpolitik, die stabile europäische Einbindung und die Stärke in ausgewählten Schlüsseltechnologien bilden gemeinsam eine solide Grundlage für eine neue Wachstumsphase.
Auch wenn die globalen Herausforderungen nicht verschwinden, bietet sich gerade jetzt die Chance, mutig zu investieren und digitale Innovation als Zukunftsmotor zu etablieren. Österreich hat alle Voraussetzungen, um dabei nicht nur aufzuholen, sondern aktiv den Takt vorzugeben.
Redaktion Alpine Tech Pulse
Quellen: OeNB, WIFO, Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft, Europäische Kommission, Marktanalysen 2025