Österreichs Technologiebranche auf internationalem Erfolgskurs: Aktuelle Deals mit globaler Wirkung

In einer Zeit geopolitischer Unsicherheit und wirtschaftlicher Umbrüche beweisen Österreichs Technologieunternehmen einmal mehr ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Während viele Märkte von Zurückhaltung geprägt sind, gelingt es innovativen Akteuren aus der Alpenrepublik, mit strategischen Kooperationen, Übernahmen und Produktinnovationen neue Maßstäbe zu setzen. Weit über die Landesgrenzen hinaus.

Die letzten zwei Monate (April–Juni 2025) waren geprägt von bemerkenswerten internationalen Deals: Ein Wiener Health-Tech-Startup wurde in den deutschen FinTech-Markt integriert, ein oberösterreichisches Logistikunternehmen expandierte in die Benelux-Region, ein globaler Chemiekonzern bereitete seine Neuaufstellung als internationales Joint Venture vor, ein Mobilitätsanbieter aus Wien dringt in den US-Markt vor und einer der bedeutendsten Automobil-Zulieferer Europas verhandelt mit chinesischen Elektroauto-Giganten über Fertigungsprojekte in Graz.

Diese Entwicklungen zeigen eindrucksvoll, dass österreichische Technologiekompetenz zunehmend als integraler Bestandteil globaler Wertschöpfungsketten wahrgenommen wird. Im folgenden Beitrag geben wir einen Überblick über die spannendsten Business-Deals heimischer Unternehmen und beleuchten, warum „Made in Austria“ auf dem internationalen Parkett gefragter ist denn je.

hi.health GmbH: Erfolgreicher Exit in die deutsche FinTech-Welt

Das Wiener Health-Tech-Startup hi.health hat im April 2025 einen bedeutenden Meilenstein erreicht: Das Unternehmen wurde vom deutschen Finanztechnologieanbieter Pliant GmbH übernommen. hi.health hat sich auf die digitale Abwicklung von privaten Krankenkassenleistungen spezialisiert und dabei eine KI-gestützte Plattform entwickelt, die Versicherten eine schnelle, papierlose Rückerstattung ermöglicht.

Die Übernahme bedeutet einen strategischen Schritt für beide Seiten: Während hi.health durch die Integration in Pliant Zugang zu neuen Kundenmärkten und einer breiteren Infrastruktur erhält, stärkt Pliant sein Angebot im Bereich „Embedded Health Payments“. Das Team von hi.health bleibt erhalten und soll unter dem bestehenden Namen weiterarbeiten, allerdings nun als Teil des Pliant-Konzerns. Dieser Exit ist nicht nur ein Zeichen für den Erfolg des österreichischen Startups, sondern auch ein Beleg für das internationale Interesse an spezialisierten, skalierbaren Nischenlösungen im europäischen Gesundheits- und FinTech-Markt.

Felbermayr übernimmt Hermans: Expansion in den westeuropäischen Speziallogistikmarkt

Die oberösterreichische Unternehmensgruppe Felbermayr, spezialisiert auf Schwerlastlogistik, Hoch- und Tiefbau, hat im Mai 2025 die niederländische Firma Hermans übernommen. Hermans ist ein etablierter Anbieter von Schwertransporten mit Standorten in Belgien und den Niederlanden. Die Übernahme ist Teil der internationalen Wachstumsstrategie von Felbermayr, die ihre Marktposition in Westeuropa nachhaltig stärken soll.

Dieser Deal ist nicht nur eine logistische Erweiterung, sondern auch ein Brückenschlag zwischen der österreichischen und der Benelux-Spezialtransportbranche. Durch die Akquisition erhält Felbermayr Zugang zu bestehenden Kundenbeziehungen in der Region sowie zu zusätzlichem Equipment und Know-how im Bereich komplexer Transportlösungen – etwa für Windkraftanlagen, industrielle Großkomponenten oder Tunnelbohrmaschinen. Der Deal unterstreicht die internationale Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Infrastrukturunternehmen und ihre Rolle als verlässliche Partner für Großprojekte in Europa.

Borealis: Neuformierung für globale Chemie-Allianz

Im Frühjahr 2025 gab der österreichisch-norwegische Chemiekonzern Borealis bekannt, dass er zusammen mit dem arabischen Energieunternehmen ADNOC und dem österreichischen Mutterkonzern OMV eine neue globale Polyolefin-Allianz aufbauen will. Diese wird mehrere große Player vereinen, darunter Borouge (VAE), NOVA Chemicals (Kanada) und Teile des Borealis-Kerngeschäfts. Ziel ist es, durch die neue Struktur Synergien zu heben und als globaler Marktführer in der Polymerchemie aufzutreten.

Im Juni 2025 erfolgte ein wichtiger Schritt in diesem Zusammenhang: Borealis änderte seine Rechtsform zur GmbH, als Vorbereitung auf die Integration in die geplante Borouge Group International. Diese Transaktion betrifft nicht nur den europäischen Markt, sondern auch den Nahen Osten, Nordamerika und Asien. Der Deal wird als einer der größten internationalen Umstrukturierungen eines österreichischen Industriekonzerns der letzten Jahre angesehen und ist ein Beispiel für langfristig angelegte, globale Industriestrategien „Made in Austria“.

Kapsch TrafficCom: Neue Führung, neue Märkte

Die Wiener Technologiegruppe Kapsch TrafficCom, spezialisiert auf intelligente Verkehrs- und Mautsysteme, setzt ihre Internationalisierung fort. Im April 2025 wurde Samuel Kapsch, Sohn des langjährigen CEOs Georg Kapsch, als neuer Chief Operating Officer (COO) vorgestellt. Damit leitet die traditionsreiche Unternehmensgruppe einen Generationenwechsel ein und setzt zugleich neue strategische Akzente.

Parallel dazu konnte Kapsch mehrere internationale Erfolge verbuchen: So wurde eine neue Kooperation mit dem französischen Energie- und Automatisierungskonzern Schneider Electric bekannt, mit Fokus auf smarte Verkehrssysteme in Ballungsräumen. Zudem wurde die Expansion in den US-Markt vorangetrieben, insbesondere mit Systemlösungen für Mauterhebung, Verkehrsüberwachung und digitale Infrastruktursteuerung. Diese Schritte zeigen, dass Kapsch weiterhin als Global Player agiert und gleichzeitig das Unternehmen in die digitale Zukunft überführt, mit österreichischer Technologiekompetenz als Fundament.

Magna Steyr: Verhandlungen mit chinesischen E-Autoherstellern

Zwar noch nicht final abgeschlossen, aber strategisch äußerst relevant sind die derzeitigen Verhandlungen von Magna Steyr mit mehreren chinesischen Automobilherstellern. Laut Brancheninsidern wird derzeit über die Produktion von Elektrofahrzeugen der Marken XPeng und GAC Motor in der Magna-Fabrik in Graz diskutiert. Ziel dieser Gespräche ist es, chinesischen OEMs den Einstieg in den europäischen Markt zu ermöglichen, mit lokal gefertigten Fahrzeugen nach EU-Standards.

Magna Steyr bringt dabei nicht nur seine Erfahrung als Auftragsfertiger für Marken wie BMW, Jaguar und Fisker ein, sondern auch seine Kompetenz in der Entwicklung kompletter E-Fahrzeugplattformen. Sollte es zu einem Abschluss kommen, wäre dies nicht nur ein wirtschaftlicher Erfolg für das Unternehmen selbst, sondern auch ein Signal für die hohe Attraktivität des Standorts Österreich in der globalen Automobilproduktion, insbesondere im Zeitalter der E-Mobilität.